Wer sich mit Smart Home beschäftigt, hat sich bisher manchmal ganz schön in die Materie reinfuchsen müssen. Die Einrichtung von Apps und Geräten sowie das Beachten von Kompatibilitäten hat da sicher schon das ein oder andere Mal für einen rauchenden Kopf gesorgt. Die Sorgen können wir mit Matter aber endlich hinter uns lassen. Denn dahinter steckt das gemeinsame Ziel hunderter Smart Home-Unternehmen, Smart Home so einfach und zugänglich wie möglich zu gestalten. Wie erklären Dir hier, was genau Matter ist, wie es funktioniert und welche Geräte es unterstützen.

Matter ist ein offener Standard, der dazu dient, die smarten Geräte in Deinem Smart Home miteinander zu vernetzen. Entstanden ist Matter als gemeinsame Initiative von Amazon, Apple, Google und noch vielen weiteren Mitstreitern der Smart Home-Branche. Gestartet ist das Ganze bereits 2019, damals unter dem Namen CHIP (Connected Home over IP). Mittlerweile beteiligen sich schon mehr als 300 Unternehmen an dem Riesenprojekt, was bedeutet, dass der Verbindungsstandard wirklich universell werden kann.

Bei Matter handelt es sich gewissermaßen um die gemeinsame Sprache der Smart Home-Geräte. Haben Geräte bis jetzt nur über WLAN, Bluetooth oder Zigbee untereinander gesprochen, gibt es mit der neuen Lingua Franca Matter die Möglichkeit, dass viel mehr Geräte miteinander kommunizieren und zusammen funktionieren.

So funktioniert Matter

Bei Matter wurde vor allem darauf gesetzt, den Verbindungsstandard lokal zu machen. Das bedeutet, dass Signale, die von einem smarten Gerät ans nächste geschickt werden, nicht erst übers Internet oder eine Cloud wandern, bevor sie das nächste Gerät erreichen. Stattdessen besteht die Verbindung direkt und ist so deutlich zuverlässiger.

Dafür setzt Matter unter anderem auf den Funkstandard Thread. Dieser adressiert Geräte direkt, also eigentlich ähnlich wie Bluetooth – nur schneller! Durch die direkte Verbindung der smarten Geräte wird für Matter nicht einmal mehr eine Bridge benötigt. 

Ein weiterer Vorteil ist außerdem, dass der von Thread genutzte Frequenzbereich ein anderer ist, als zum Beispiel der von WLAN. Somit gibt es deutlich weniger Störquellen.

Matter verbindet, übernimmt aber nicht die Steuerung

Was Du dabei im Hinterkopf behalten solltest, ist, dass Matter Deine Geräte zwar verbindet, diese aber trotzdem nicht steuert. Somit wird Matter die Smart Home-Systeme von Google, Apple oder Amazon also nicht ablösen. Stattdessen sorgt Matter für eine bessere Zusammenarbeit zwischen allen Anbietern.

Dadurch können alle Geräte von Matter-unterstützenden Herstellern in alle Smart Home-Systeme integriert werden. Bleib also bei dem System, das Du schon kennst und mit dem Du Dich wohlfühlst, oder wähle Dein neues Lieblingssystem.

So wird auch die Einrichtung neuer Geräte deutlich vereinfacht. Du brauchst zur Einrichtung nicht mehr die spezifische Hersteller-App dafür. Gehe einfach in die App Deines gewählten Smart Home-Systems, wie Google Home oder Apple HomeKit, und Dein neues Gerät wird dort erkannt und kann eingerichtet werden.

Auch die verschiedenen Sprachassistenten können alle über das gleiche Matter-Netz arbeiten. Also egal, ob Du mit Siri, Alexa oder Google Assistant reden möchtest, jeder wird Dir Deine Wünsche erfüllen.

Das Multi Admin-Feature

Ein weiteres spannendes Feature, das mit Matter möglich werden soll, ist der Multi Admin. Damit soll ein Smart Home-Gerät in mehreren verschiedenen Systemen gleichzeitig funktionieren können.

Das bedeutet, dass Du in Deinem Zuhause smarte Lampen mit Alexa steuerst, während andere Mitbewohner vielleicht lieber über Google Assistant ihre Sprachbefehle an die Lampen schicken. Für die Lampen zählt immer nur das letzte Signal, egal von welchem System.

Sicherheit dank Blockchain-Technologie

Von Blockchain hast Du vielleicht schon einmal gehört, wahrscheinlich im Zusammenhang mit Kryptowährungen, wo dies eine allgegenwärtige Sicherheitsmethode darstellt. Diese Technologie wird auch für Matter verwendet, das heißt, mit Matter wird Dein Smart Home genau so sicher wie der Bitcoin.

Hinter der Blockchain-Technologie steckt ein System, das Änderungen an der Software in einem digitalen, dezentralen Speicherort erfasst. Somit bleiben alle Entwicklungen in jedem Fall transparent und nachvollziehbar.

Ein weiterer Sicherheitsaspekt von Matter ist das “Security by Design”-Prinzip. Damit ist nichts anderes gemeint, als dass sich Hersteller, die Matter-unterstützende Geräte auf den Markt bringen, dazu verpflichten, ihre Geräte hack- und abhörsicher zu entwickeln.

Diese Geräte unterstützen Matter

Da Matter gerade erst so richtig gestartet ist, sind noch nicht alle Geräteklassen erfasst. Bisher wurde allerdings bestätigt, dass Lampen, Steckdosen, Schalter, Sensoren, Jalousien, Thermostate, Klimaregler, TVs, Smart Locks und Garagentorantriebe Matter-unterstützend werden. Gesetzt den Fall, dass die jeweiligen Hersteller mit on Bord sind und ihre Produkte entsprechend updaten.

Für neue Geräteklassen soll es in Zukunft jedes halbe Jahr ein Software-Update für Matter geben. In diesen wird Matter nicht nur allgemein verbessert, sondern es sollen mit jedem Update auch neue Geräte aufgenommen werden. Für die kommenden Updates wurde bereits die Aufnahme von Kameras, Saugrobotern, Küchengeräten, Schließsensoren, Rauchdetektoren und Bewegungsmeldern angekündigt.

Und meine alten Smart Home-Geräte?

Matter ist gerade erst auf den Markt gekommen und die ersten Produkte mit Matter-Logo wirst Du sicher bald in den Shop-Regalen finden. Dann kannst Du ganz unbeschwert smarte Geräte shoppen, ohne Dich über Kompatibilitäten schlau machen zu müssen. Das Matter-Logo reicht schon aus.

Du hast Dir schon ein Smart Home-Ökosystem in Deinem Zuhause aufgebaut und möchtest jetzt aber auch Matter nutzen? Dann fragst Du Dich sicher, ob Deine alten Geräte überhaupt noch weiter benutzt werden können, oder Du auf neue, Matter-taugliche Geräte umsteigen musst.

Tatsächlich reicht es für viele Geräte, die vor der Matter-Ära auf den Markt gekommen sind, schon aus über ein automatisches Update auch Matter-fähig zu werden. Das kann so aber nicht pauschal für alle Geräte gesagt werden. Letzten Endes hängt es vom Hersteller ab und davon, ob die alten Geräte über genug Speicherkapazität verfügen, um ein Matter-Update durchführen zu können.

Die Zukunft von Smart Home Mit Matter

Matter ist für den Smart Home-Markt sicher ein einschneidendes Ereignis. Kunden sind nicht länger herstellergebunden und die smarten Ökosysteme der Hersteller stellen keine geschlossenen, sondern offene Welten dar. Wie wird dies den Smart Home-Markt verändern?

Wie profitieren wir als Kunden?

Für Dich wird sich mit Matter vieles zum Positiven wenden. Denn jetzt musst Du beim Shoppen für Dein Smart Home nicht mehr darauf achten, welche Produkte mit welchen Ökosystemen kompatibel sind. Stattdessen achtest Du nur noch auf das Matter-Logo auf den Produkten. Findest Du dies, weißt Du, dass es in Sachen Kompatibilität keine Probleme gibt.

Das bietet Dir die Möglichkeit, einerseits unkompliziert smarte Geräte erwerben zu können. Und andererseits kannst Du jetzt auch viel kreativer werden und dein Smart Home ganz individuell gestalten. Mit Deiner Lieblings-Smart Home-App steuerst Du herstellerunabhängig die Geräte, die Du willst.

Was bedeutet Matter für die Hersteller?

Herstellern und Softwareentwicklern nimmt Matter Arbeit ab, denn anstatt ein Produkt mit vielen Systemen kompatibel machen zu müssen, reicht es aus, wenn Matter unterstützt wird. Schon funktioniert das Gerät so gut wie überall. Somit haben Hersteller mehr Ressourcen, die sie in die Entwicklung noch smarterer Ideen stecken können, statt sich um Kompatibilität zu sorgen.

Da mit Matter quasi alle smarten Geräte aus allen Ökosystemen austauschbar geworden sind, zwingt dies Hersteller natürlich auch, einerseits vom Funktionsumfang und andererseits auch preislich wettbewerbsfähig zu bleiben. Innovation wird somit von Matter vorangetrieben. Damit können wir uns auf eine Menge Neuerungen freuen.