Hinter Thread stecken keine geringeren als Apple, Google, Amazon und noch viele weitere wichtige Smart Home-Hersteller höchstpersönlich. In enger Zusammenarbeit haben sie an einem gemeinsamen Kommunikationsstandard getüftelt, der die Smart Home-Welt mehr zusammenrücken lassen soll. Wir beantworten Dir heute alle wichtigen Fragen rund um den neuen Netzwerkstandard. Wo kommt dieser her, welche Vorteile bietet er und was sind die Voraussetzungen für dessen Nutzung? Los geht’s.

Philips Hue und IKEA setzen auf den Funkstandard Zigbee, Devolo und Fibaro hingegen auf Z-Wave. Eve wiederum setzt auf WLAN bzw. Bluetooth. Im Bereich Smart Home gibt es also viele unterschiedliche Sprachen. Diese werden jeweils von unterschiedlichen Allianzen entwickelt und verwaltet. So auch Thread.

Dieser Funkstandard ist eigentlich schon seit 2013 in der Entwicklung, hat aber mit dem Beitritt der drei großen Tech-Giganten Apple, Google und Amazon zur Thread-Group schließlich Fahrt aufgenommen. Die Thread Group setzt mit dem gleichnamigen Funkstandard auf das IP-basierte Protokoll IPv6. Dieses kennst Du wahrscheinlich von Deinem Netzwerkrouter, denn es wird auch genutzt, um Geräte aus dem Heimnetzwerk mit dem Internet zu verbinden.

Thread funkt auf dem 2,4 Gigahertz-Band und setzt auf das Übertragungsprotokoll IEEE 802.15.4, um ein stabiles Mesh-Netzwerk aufzubauen. Jedes Thread-Gerät erhöht also die Reichweite und die Ausfallsicherheit des Netzwerks.

Thread versus Zigbee

Die Verwandtschaft zum Zigbee-Standard lässt sich somit nicht leugnen – schließlich ist die Thread-Group ein Kind der Zigbee-Alliance. Das bedeutet auch, dass wohl die meisten, wenn nicht alle Zigbee-Systeme früher oder später auf Thread setzen werden.

Die Grundlage von Thread hat sich also schon bewährt, doch wie unterscheidet sich Thread nun von Zigbee? Letzterer Funkstandard setzt auf Software, um Smart-Home-Geräte zu erkennen und mit ihnen zu kommunizieren. Thread macht dies alles bereits im Funkprotokoll. Damit spielt es keine Rolle mehr, über welche Oberfläche die Systeme letztendlich gesteuert werden – verstehen werden sie sich alle.

Wie funktioniert Thread?

Ähnlich wie im Mesh-Netzwerk erschafft das Thread-Netzwerk eigenständig Knotenpunkte, über die ein Funksignal gesendet werden kann. Vorteil: ein zentraler Knotenpunkt wird nicht gebraucht, auch Repeater brauchst Du nicht. Fällt ein Knotenpunkt aus, sucht sich das Signal den nächstbesten Weg – und zwar ganz automatisch, ganz ohne extra Netzwerk-Hardware.

Diese Art der Kommunikation bedeutet auch, dass für Thread keine Basisstation zwingend erforderlich ist. Wo Zigbee noch auf eine Bridge setzt, wird diese bei Thread theoretisch überflüssig. Allerdings werden bestimmte Funktionen, etwa der Fernzugriff, weiterhin eine Internetverbindung voraussetzen. Das hat bisher die Bridge übernommen. Nun können das im Prinzip alle Thread-Geräte, aber zwingende Voraussetzung dafür bleibt eine Schnittstelle mit dem Router – sei es über Ethernet-Kabel oder WLAN.

Was sind die Vorteile von Thread?

Lohnt es sich überhaupt, einen neuen Funkstandard einzuführen, wenn es schon so viele gibt? Tatsächlich ja, denn im Gegensatz zu all den anderen Funksprachen bringt Thread sehr viele Vorteile mit – viele davon mit großer Signifikanz für den Smart Home-Bereich.

Je größer das Netz, desto stabiler

Je größer also das Thread-Netzwerk, desto mehr Knotenpunkte, desto sicherer die Übertragung. Das ist besonders im Smart Home von großer Wichtigkeit. Immerhin verlassen wir uns hier darauf, dass ein Signal stets sicher bei den Aktoren ankommt, siehe Smart Lock, Sirene oder Jalousie-Steuerung.

Bei Thread fungieren ähnlich wie im Mesh-Netzwerk Geräte mit permanenter Stromversorgung als Signalverstärker – und zwar ganz automatisch. Liegt also z.B. der Eve Aqua im Garten außerhalb der Reichweite Deines iPhones, so schickt er das Signal automatisch an den Eve Energy an der Terrassentür. So erreicht Dein Smartphone den Eve Aqua ganz ohne Repeater.

Batterieschonend und reaktionsschnell

Darüber hinaus heißt es, dass Thread besonders batterieschonend arbeiten soll, sodass kleinere Sensoren mit einer deutlich längeren Laufzeit ihren Dienst verrichten werden. Auch die Reaktionszeit von Thread soll deutlich unter denen der bereits erwähnten Funkstandards wie Zigbee oder Z-Wave liegen.

Keine Zentrale nötig

Zu guter Letzt ist es dank eines Thread-Netzwerks möglich, nicht nur die einzelnen Geräte mit einer Zentrale sprechen zu lassen, sondern auch die Geräte untereinander. So ergeben sich Möglichkeiten, die wir bis dato noch gar nicht ersonnen haben.

So funktioniert Thread mit HomeKit

Bei Apple HomeKit übernimmt das etwa der neue Apple HomePod Mini. Dieser hat bereits eine Thread-Schnittstelle verbaut. Er übernimmt so die Funktion einer Bridge, was zumindest zusätzliche Basisstationen der unterschiedlichen Systeme überflüssig macht. So wird der HomePod Mini alle HomeKit-Produkte direkt ansteuern können – vorausgesetzt, diese haben eine Thread-Unterstützung.

Die aktuelle Generation von Eve Thermo und Eve Aqua sind bereits mit der passenden Hardware ausgestattet und werden nun über entsprechende Firmware-Updates Thread-fähig. Auch bei Eve Energy und Eve Door & Window wird Thread jetzt freigeschaltet. Die Bluetooth-Schnittstelle wird dadurch zwar nicht obsolet, da Bluetooth-Geräte weiterhin Voraussetzung für das Einbinden in das HomeKit-Netz bleiben. Allerdings kommunizieren die Eve-Geräte künftig via Thread mit dem HomePod Mini. Die Verbindung wird so deutlich stabiler, die Reichweite erhöht. Der Eve Extend hat dann ausgedient.

Thread und Apple HomePod mini

Der kleine Smart Speaker ist offiziell das erste Gerät, mit dem Du HomeKit über Thread nutzen kannst. Es dient im Thread-Netzwerk also als wichtiger Knotenpunkt – ähnlich dem einer Zentrale. Eine weitere Zentrale oder gar ein Starter-Kit brauchst Du indes nicht.

Über den HomePod mini lassen sich so auch Automationen erstellen und Deine verschiedenen Thread- und HomeKit-Geräte miteinander verknüpfen. Als einer der ersten Zubehörhersteller hat Eve nun seinerseits ebenfalls angekündigt, viele eigene Geräte per Core-Update Thread-ready zu machen.

Benötige ich für Thread wirklich keine Zentrale?

Nein, Thread benötigt keine Zentrale. Alle Thread-Geräte erkennen sich gegenseitig ganz automatisch und schaffen ein eigenes Netz mit dynamischen Knotenpunkten. Aber: Wenn Du eigene Automationen erstellen oder auch aus der Ferne auf Dein Thread-Smart-Home zugreifen möchtest, benötigst Du ein Gerät, das diese Informationen bündelt und mit dem Internet verbindet.

Der smarte Lautsprecher HomePod mini ist das erste Gerät, das genau dieses leistet. Eine ausschließliche Thread-Zentrale hingegen brauchst Du nicht.

Übrigens: Thread und Matter – Smart Home-Standard der Zukunft

In den letzten Jahren schlossen sich die Schwergewichte der Smart Home-Welt zusammen, bündelten ihre geballte Kraft und versprachen einen gemeinsamen Standard über alle Herstellergrenzen hinweg. Nicht nur Apple und Amazon, sondern auch Google und Philips Hue haben Teil am Projekt namens Matter. Alles darüber erfährst Du in unserem Blog-Eintrag über den Smart Home-Standard.

Matter setzt in der Funkübertragung unter anderem auch auf Thread. Somit bringen Matter-fähige Geräte alles positive mit, was Dir der Funkstandard Thread bietet.

Diese Hersteller unterstützen Thread

Neben Eve und Apple bietet auch Google mittlerweile einige Geräte mit integriertem Thread-Funk an: Google Nest Wifi Access Point und Google Nest Wifi Netzwerkrouter. Auch im Nest Hub Max ist Thread verfügbar, allerdings steht das Gerät in Deutschland nicht zum Verkauf. Weitere Hersteller, die ebenfalls Teil der Thread-Group sind und ihrerseits bald schon mit eigenen Thread-Geräte aufwarten, werden:

  • Amazon
  • GARDENA
  • Google
  • LEDVANCE
  • Legrand
  • Nanoleaf
  • Samsung SmartThings
  • Siemens
  • Signify (Philips Hue)
  • tado°
  • Yale